Frankfurt am Main,

Bauherren legen zunehmend auf zertifizierte Bauqualität Wert

​Im Rahmen der Fachmesse für nachhaltiges Bauen, Consense 2009, hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) gestern in Stuttgart weitere 18 Bauwerke aus dem Bereich der Büro- und Verwaltungsgebäude mit dem „Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen” ausgezeichnet. Ein Novum: Zwei der zertifizierten Bauwerke stehen in Österreich. Von den 16 in Deutschland ausgezeichneten Objekten handelt es sich um drei, die bereits fertiggestellt sind, und um 13 Projekte, die ein sogenanntes Vorzertifikat erhalten haben. „Die große Nachfrage gerade auch nach den Vorzertifikaten zeigt, dass die Unternehmen erkennen, wie wichtig ein solches Qualitätssiegel für die Vermarktung und Imagepflege ihrer Häuser ist“, betont Rechtsanwalt Werner Dorß von der Kanzlei FPS in Frankfurt, die zu den DGNB-Gründungsmitgliedern gehört.

Durch das „Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen“, eine gemeinsame Entwicklung des Bundesbauministeriums (BMVBS) und der DGNB, erhalten Eigentümer, Bauherren, Investoren und Nutzer die Möglichkeit, die Qualität ihrer Immobilien anhand messbarer und nachvollziehbarer Kriterien zu belegen. Basis der Einstufung ist eine Gesamtnote, in die fünf gewichtete Teilbewertungen einfließen. Dies sind Kriterien wie ökologische Qualität, ökonomische Qualität, technische Qualität und Prozessqualität, soziokulturelle und funktionale Qualität. Die letztgenannten „weichen“ Qualitätsanforderungen berücksichtigen insbesondere Behaglichkeitsfaktoren und rücken damit den Nutzer der Gebäude in das Zentrum ihrer Betrachtung. Ein Vorzertifikat erhält, wer die Kriterien der DGNB im Planungsstadium erfüllt und sich verpflichtet, das Bauwerk nachweislich in dieser Qualität auszuführen. Insgesamt wurden bisher 46 Objekte nach den DGNB-Kriterien zertifiziert. Bei allen handelt es sich um Büro- und Verwaltungsgebäude.

Mit zu den vorab ausgezeichneten Objekten gehören die Green Towers der Deutschen Bank Hauptverwaltung in Frankfurt, die derzeit aufwendig auf Basis der alten Bausubstanz unter Verwendung modernster Technologien revitalisiert werden. Sie erhielten in dieser neuen Kategorie mit der Note 1,40 ein goldenes Zertifikat und damit die höchste Auszeichnung neben Silber und Bronze. Das „Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen“ mit der bisher besten vergebenen Note für einen Neubau, einer 1,26, erhielt das H2 Office der Orco Germany. Erstmalig wurde auch ein Gebäude eines Energieversorgers, nämlich der Stadtwerke Ulm, ausgezeichnet. Hier gab es Gold mit 1,29.

„Es zeigt sich zunehmend, dass sich das Baukastensystem des Zertifikats, durch das besondere Baukulturen und Klimazonen berücksichtigt werden können, bewährt“, schildert Dorß. Erstmalig konnten Vereinbarungen mit ausländischen Staaten getroffen werden. So übernimmt Österreich das deutsche DGNB-System nahezu vollständig. Und mit China wurde eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, wonach ein erster Anbieter das deutsche Zertifizierungsmodell auf dem chinesischen Markt platziert. Mit Bulgarien gibt es einen Letter of Interest, und auch Luxemburg ist sehr interessiert. Energiewirtschaftsrechtler Dorß – u. a. auch Mitglied des Ausschusses für Energie- und Klimapolitik des BDI – rechnet vor, warum das Interesse so groß ist: „Gelingt es, im Betrieb 30 % bis 40 % der Kosten zu vermeiden, entspricht dieses Einsparpotenzial bei einer mittleren Lebensdauer den Herstellkosten eines Gebäudes.“

Im Vorfeld der Messe fand wie bereits im Vorjahr die DGNB Mitgliederversammlung statt. Erstmalig stand das Präsidium zur Wiederwahl an. Dieses wurde gemäß demWahlvorschlag zusammen mit seinem Präsidenten Professor Werner Sobek eindrucksvoll bestätigt. Neu hinzu kamen Peter Mösle, Mitglied der Geschäftsführung von Drees [&] Sommer Advanced Building Technologies, und Professor Manfred Hegger, Fachbereich Architektur, TU Darmstadt.

Berater bei FPS